Grundlagen

Anwendungsbereiche

Das Anwendungsgebiet für die Systemische Hörtherapie umfasst ein
breites  Spektrum  von  Symptomen  und  Erkrankungen.  
Grundsätzlich  soll durch  das  Erstgespräch  mit  differenzierter  
Diagnostik  und  Anamnese geklärt werden, ob die Hörtherapie für 
die jeweilige Situation des Kindes oder Erwachsenen die derzeit
beste Hilfestellung bieten kann. Dabei sollten auch mögliche 
Alternativen zur hörtherapeutischen Behandlung mit diskutiert werden, 
wie bei Kindern zum Beispiel Ergotherapie, Sprachtherapie, 
Lerntherapie oder auch Psychotherapie.

A: Anwendungsgebiete für Kinder

B: Anwendungsgebiete für Erwachsene

C: Besondere Anwendungsgebiete im pädagogischen Bereich


 

 

Anwendungsgebiete für Kinder

 

 

A: Anwendungsgebiete  für  Kinder
Basis der Hörtherapie ist eine Verbesserung der Leistungen der beiden
im Innenohr vereinten Sinne, dem Hörsinn und dem Gleichgewichtssinn.
Die Hörtherapie kann grundsätzlich angeraten sein bei:

A I:   Störungen von
-   Auditiver Adaptionsfähigkeit und Schallvorverarbeitung
-   Zentraler auditiver Verarbeitung und Wahrnehmung
-   Gleichgewichtsregulation  und  Körpertonusregulation

A II:  Symptomen und Erkrankungen:
-   Allgemeine, sprachliche, motorische oder psychische
    Entwicklungsverzögerungen
-   Sprachliche  Entwicklungsstörungen
-   Entwicklungsauffälligkeiten im Zusammenhang von Frühge-
    burten oder nach Schwangerschafts- oder Geburts-
    komplikationen
-   Lernschwierigkeiten, insbesondere Lese/Rechtschreibschwäche
-   Konzentrationsstörungen
-   Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit oder ohne Hyperaktivität
    (Zappelphilipp oder Träumer / AD(H)S)
-   Emotionale Auffälligkeiten oder Störungen wie Schüchternheit,
    Ängstlichkeit, Phobie, Aggressivität
-   Tiefgreifende Entwicklungsstörungen, frühkindlicher Autismus,
    atypischer  Autismus
-   Behinderungen, insbesondere Down-Syndrom
-   Hirnschädigungen, insbesondere nach Geburtstrauma mit
    spastischen Lähmungen
-   Verhaltensauffälligkeiten im Zusammenhang mit psychischen
    Traumata

Symptome für diese Störungen können sein:

Im Säuglingsalter
-   Schrilles oder kraftloses Schreien
-   Überempfindlichkeit auf bestimmte Töne
-   Schreckhaftigkeit
-   Ungenügende oder keine Reaktion auf Zurufe oder Geräusche
-   Trinkschwäche
-   Unvermögen, den Kopf hochzuhalten, verzögertes Drehen aus
    der Rücken- in die Bauchlage
-   ….

Im Kleinkindalter
-   Verzögerte Sprachentwicklung
-   Undeutliche  Aussprache
-   Verwaschenes “s” oder “sch”
-   Konsonantenverwechselung
-   Verzögerung im Sprachverständnis
-   Lärmempfindlichkeit
-   …..

Im Kindergarten
-   Kind missversteht Fragen und kommt Aufforderungen nicht nach
-   Leicht ablenkbar durch Geräusche
-   Zu Hause noch relativ ruhiges Verhalten, im Kindergarten
    jedoch zunehmend unruhig und aggressiv oder zurückgezogen
-   Kann Geräusche nicht identifizieren, ihre Entfernung und
    Richtung nicht erkennen (dadurch auch gehäufte Unfallneigung)
-   Singt falsch und hat ein schlechtes Rhythmusgefühl
-   Flache, monotone Stimme
-   Verwaschene, falsche Aussprache
-   Verwechslung ähnlicher Buchstaben
-   Fein- und grobmotorische Unsicherheiten, fällt oft hin
-   Vermeidet Balancieren, Schaukeln, Wippen-
-   Hat Schwierigkeiten beim Einhalten von Reihenfolgen
-   Hat wenig Selbstvertrauen
-   …..

In der Schule
-  
Lese/Rechtschreibschwierigkeiten
-   Schwacher Wortschatz
-   Dysgrammatismus
-   Buchstabenverwechselung
-   Konzentrationsschwäche (Schwäche der Daueraufmerksamkeit)
-   Leichte Ablenkbarkeit
-   Leicht ermüdbar
-   Wenig  begeisterungsfähig
-   Kapselt sich ab und hat kaum Freundschaften
-   Schlaffe Körperhaltung
-   Koordinationsstörungen
-   Rechts/Linksunsicherheit
-   Kind wirkt auf Umwelt häufig desorientiert bzw. unordentlich
-   Versteht vieles nicht und muss mehrfach angesprochen werden
-   Wenig Selbstvertrauen
-   Schwierigkeiten im Erfassen des Sprachflusses, der Grammatik
    und/oder dem Vokabular von Fremdsprachen
-   ….

Es müssen nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten!
Die Vielzahl möglicher Behandlungsgebiete erfordert auch, Auswahlkriterien
zu erstellen, wonach die Hörtherapie vorrangig für diese Betroffenen empfohlen
werden kann.


 

 

Anwendungsgebiete für Erwachsene

 

B:  Anwendungsgebiete  für  Erwachsene

B I: im engeren Sinn Hörstörungen

-   Tinnitus
-   Hörsturz
-   Morbus Menière
-   Bestimmte Formen von Schwerhörigkeit
-   ….

Bei allen genannten Erkrankungen, die in den Bereich der Hals-Nasen-
Ohrenmedizin fallen, ist eine vorausgehende Untersuchung durch einen
HNO-Arzt unbedingt erforderlich. Die Hörtherapie kann hier selten eine
Heilung bewirken, aber häufig eine bedeutsame Symptomlinderung. Bei
Tinnitus kann manchmal auch eine anfängliche Verstärkung in der Wahr-
nehmung  des  Tinnitus  eintreten.  Dies  ist  häufig  verbunden  mit  einer
Sensibilisierung der Hörfähigkeit.

B II: psychische und psychosomatische Anwendungsgebiete

-   Burnout,  Midlife-Crisis
-   Depressive Episoden
-   Angststörungen, Phobien
-   als Ergänzung einer psychodynamischen Psychotherapie oder
    Psychoanalyse
-   als Selbsterfahrung
-   als “Wellness” für die Psyche: innere Neuorientierung,
    Auszeit,  Erholung
-   Schlafstörungen
-   Funktionelle  Wirbelsäulenleiden
-   Als Vitalisierung und Verbesserung der Lebensqualität im Alter
-   …..

 B III: somatische (körperliche) Anwendungsgebiete

-   Rehabilitation nach Schlaganfall
-   Multiple Sklerose
-   Stimmstörungen, Dysphonie
-   …..

Die Wirkungen der Hörtherapie bei Patienten mit neurologischen Er-
krankungen sind vielfältig. Erstens ist eine Verbesserung des Gleichge-
wichtssinns, von Tiefensensibilität und Tonusregulation möglich. Diese
Wirkung wird erfahrungsgemäß vor allem über eine Betonung der tiefen
Frequenzen in der Hörtherapie erzielt. Bei Patienten mit Schlaganfall und
Lähmung einer Körperseite können Extravibratoren an der gelähmten
Körperseite am Handgelenk oder Bein das Empfinden für die gelähmten
Extremitäten verstärken und zu einer verbesserten motorischen Koordi-
nation und einer Verringerung der Spastik führen.
Auch auf die psychischen Begleitreaktionen einer neurologischen Erkran-
kung, zum Beispiel eine reaktive depressive Episode, kann die Hörthera-
pie Einfluss nehmen.

B IV: Geburtsvorbereitung schwangerer Frauen

Durch  die  Anwendung  der  Hörtherapie  in  den  letzten  Monaten  der
Schwangerschaft kann nach Erfahrungen in einem Krankenhaus in Ve-
soul die Geburtsdauer verkürzt werden und die nachgeburtliche Entwick-
lung der Kinder gefördert werden


 

 

Besondere Anwendungsgebiete im pädagogischen Bereich

 

C: Besondere Anwendungsgebiete im pädagogischen Bereich

-   Fremdsprachenintegration
-   Verbesserung von Stimme und Gesang
-   Verbesserung von musikalischer Kompetenz
-   …..

Die Arbeit mit Stimme und Gesang ist eine der Wurzeln der Hörthera-
pie. Der Begründer der Hörtherapie hat in den Anfängen der Hör-
therapie  bei  Sängern  mit  Stimmstörungen  als  Ursache  Hörstörungen
erkannt. So entwickelte er das Elektronische Ohr ursprünglich mit dem
Ziel, das Gehör von Sängern zu verbessern.